Freitag, 30. Mai 2014

Der Duft der Blumen /The Scent Of The Flowers

Wir hatten nur einen Balkon in unserer Großstadtwohnung, aber die Nachbarn gegenüber hatten einen Dachgarten, auf dem um diese Zeit viele Blumen blühten. Ich kannte ihre Namen nicht, darin war ich ein echtes Großstadtkind; als kleines Mädchen konnte ich ja nicht einmal Gänseblümchen von Löwenzahn unterscheiden. Aber immer um diese Zeit roch es in meinem Arbeitszimmer anders, alles war wie in Parfum getaucht, denn es war eigentlich zum Lüften zu warm, aber wegen des Blütendufts hatte ich mein Fenster selbst an den heißesten Tagen weit offen. Obwohl ich davon einen schweren Kopf bekam und meine Arbeit überhaupt nicht vorankam, belastete ich mich also mit diesen Dingen, ganz entgegen meinem üblichen Arbeitsdrang, der um diese Zeit immer quasi einschlief. Jan wollte dann immer nicht hereinkommen, denn er hatte immer einen furchtbaren Heuschnupfen, bei dem ihm die Augen rot verquollen tränten und erzog sich dann vor mir zurück, mir, an der der Blütenstaub haftete, denn natürlich kam auch der herein, wenn ich mein Fenster öffnete. Es war ein bisschen, als wäre ich ein Teil des Gartens oder der Garten ein Teil von mir, denn wo immer ich hinging, roch man den Garten unserer Nachbarn.

We had only one balcony in our city flat, but the neighbors opposite to our's had a roof garden, with a lot of flowers blooming in this time. I didn't know their names, there I was the true city child; as a littel girl I couldn't even differ daisies and dandelion. But always in these time there was a different scent in my office, everything had the touch of a perfume, since it was actually too warm to ventilate, but because of the flowers scent I had my window wide open, even on the hottest days. Even though I got a heavy head of it and my work didn't really have a progress, I strained myself with these things, contrary my usual urge of working, that quasi slept around this time. Jan didn't want to come in then, becaus he had an awful hay fever, with his eyes swollen and red and then he withdrew me, me, on which the pollen adhered, because of course it came in, when i opened my window. It was a little bit like I was a part of the garden o the garden a part of me, because wherever I went, there was the scent of our neighbor's garden.

Ich fühlte mich immer seltsam um diese Zeit, als wäre ich ein andere Mensch und fragte mich immer wieder, ob es das auch ausmacht, ob eine Duft einem Menschen verändern kann. Ich trage normalerweise kein Parfum, aber in dieser Zeit hatte ich immer doch eins und irgendwie verhielt ich mich auch anders. Als würde der Blumenduft mich steuern, verhielt ich mich entsprechend, ich bewegte mich anders, sprach anders und alles in allem war ich nicht mehr ich, es war, als wäre ich in einem fremden Paralleluniversum, oder vielleicht war ich auch mein Ich, nur eben aus einem Paralleluniversum? So jedenfalls fühlte ich mich, wenn ich mich jeden morgen duschte, statt nur einmal in der Woche, wenn meine täglichen Kabbeleien mit Jan ausfielen, weil er seinen Heuschnupfen hatte und ich plötzlich ein Blümchen geworden war, eines dieser Mädchen, die immer freundlich zu allem und jedem sind und plötzlich keine Scherze auf Jans Kosten über meine Lippen mehr brachte. Und Jan somit zweifach allergisch auf mich reagierte. Irgendwie achtete ich dann auch auf mein Äußeres, wusch mir auch häufiger das Gesicht und der einzige Dreck auf meiner Haut, den ich nicht sofort wegwischte, war der Blütenstaub aus dem Dachgarten. Obwohl es eigentlich immer schöne Tage waren, sonnige Tage, an denen der Himmel klar und blau war, sorgte der blütenstaub irgendwie, dass wir keine Kumpel mehr waren und diese Zeit war einsamer als Sylvester, wenn Jan aufs Land zu seinen Eltern fuhr, ich aber, das Kind ohne Eltern diverse Parties besuchte, auf denen nie die Heimeligkeit aufkam, die ich früher immer in meinen Pflegefamilien erlebt hatte.

I always felt strange around this time, as if I was another person, and I wondered again and again, whether a scent can change a person. Usually I don't wear perfume, but somehow in this time I did have one and somehow I acted different. As if the flower's scent controled me, I acted appropiate to it, I moved different, talked different and at all it was not me, it was as if I was in a strange parallel universe, or maybe it was myself, but from a parallel universe? That was how I felt, when I showered in the mornings instead once a week, when my daily tiffs with Jan didn't happen, because I suddenly became a flower, one of these girls, who are friendly to anybody and anyone and no jokes at the expense of Jan would pass my lips. So Jan was allergic against me twice. Somehow I cared for my look, washed my face often and the only dirt I didn't wipe away instantly was the pollen from the roof garden. Even though these days were always beautiful, sunny days, with a clear blue sky, the pollen made, that we were no pals anymore and this time was lonelier than New Year's Eve, when Jan drove to his parents on the country, while I, the child with no parents visited various parties, at which there was never this homeliness that I used to experience in my foster families.

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